Bericht Heuberger Bote 10.06.2022

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German Open 2022

Erster Task: 134 km für die Starren – die German Open 2022 ist kein Pony-Hof

Tilo

Knapp 30 Starrflügel aus Deutschland, Italien, England und weiteren Nationen sind am Start. Einer der nur drei Atose, die es in Dänemark gibt, erheben sich in die Lüfte. Es wird parallel vom Naturstart und der Rampe am Kandel im Schwarzwald gestartet. Der Startzylinder liegt auf der anderen Seite des Simonswälder Tals und das muss erst mal überwunden werden. Ich fliege (ungeduldig und deshalb tief) los.

Die Startzeit habe ich exakt erwischt (0-Start), aber jetzt bin ich so tief, dass ich erstmal Höhe machen muss und so vom Pulk einkassiert werde. Auch die 50 Flexies sind inzwischen in der Luft sie starten nach uns die Zeitwertung. Der erste Teil der Strecke ist für beide Klassen zunächst gleich.

Zuerst geht es zusammen ganz flott bis zum Gschasi, dann wird es tricky: Inzwischen habe ich den Führungspulk aus den Augen verloren, bin zu tief, um das Kinzigtal zum Brandenkopf zu queren, und lasse mich von zwei Piloten trotzdem zum Losfliegen verleiten. Fünf Minuten später, die anderen zwei Piloten haben genervt nach Westen abgedreht und ich scanne den Talausgang des Elztals nach Landewiesen ab. Bin unter 1000 m und sehr unzufrieden. Da hebt sich ganz leicht die linke Fläche und ein Greifvogel gesellt sich zu mir. Gaaanz langsam geht es nach oben. Das dauert. Kaum bin ich über 1400 m kommen die ersten Flexies in MEINEN Bart. So ist das mit so vielen Drachen in der Luft….

Geschafft, das Kinzigtal liegt hinter mir. Hier ist der Himmel jetzt voll mit Flexies und Starrflügel, es geht eng zu, aber Spitze nach oben. Drei gut markierte Thermiken später und ich kann die nördliche Wende bei Oppenau nehmen, drehe sofort um und nutze den letzten Bart, um wieder auf Höhe zu kommen.

Ab jetzt fordert der Gegenwind seinen Tribut in Form von gestrandeten Fliegern. Zu diesem Gebiet erwähnte der Lokalmatador Roland drei Stunden zuvor noch mit einem verschmitzten Lächeln „Don’t worry too much about landings…“. Hier gibt es Ecken, die man unlandbar nennen könnte und es sind auch Flachlandflieger am Start, für die der Schwarzwald ziemlich beängstigend wirken kann.

Zwei low-save später, wieder am Brandenkopf vorbei, und ich mache wieder meinen Lieblingsfehler: Statt die letzten 300 m aus der aktuellen Thermik herauszuquetschen, lasse ich mich schon wieder zum Losfliegen verleiten. Dieses Mal ist es Konrad aus Italien, der mir vorausfliegt und der sich nun hier überhaupt nicht auskennt. Es kommt, wie es kommen muss: ein langer Abgleiter zurück zum Eingang des Elztals und nur noch 300 m über Grund. Eine Wiese mit einem gelandeten Atos winkt mich runter. Überraschend geht doch nochmal was, komme zäh auf 1500 m MSL und fliege Richtung Bleibach Landeplatz. Der liegt zu verführerisch auf dem Rückweg zum Kandel und ich bin tief und fertig.

Der Fluggott ist jetzt aber unerbittlich und wirft mir unverhofft doch noch eine Schaufel warme Luft unter den Flügel. Auf einmal sehe ich die reale Chance, doch nochmal übers Simonswälder Tal zu springen und so zumindest meinen Flug an den Kandel abzuschließen. Voraus leuchtet das feuerrote Segel von Manni Vaupels VR, der sich hier in Kürze endgültig eingraben wird. Ich drehe nicht mehr lange, lasse den Kandel links liegen und wette mit mir, ob ich es noch bis zum Rosskopf schaffe. Die Windräder kann ich gut sehen und von dort kann man ins Glottertal bis nach Freiburg schauen. Reicht das als Motivation? Ich wechsle in den „Sack-Mehl-Modus“, mache mich ganz klein und lasse meinen Atos machen, was er wirklich gut kann: gleiten. Mein Plan geht auf und hier gibt es auch hübsche Landewiesen.

Ein Segelflieger und noch eine Mütze Warmluft bringen mich erneut auf 1500 m und gleichzeitig in Nöte: Flexies, die um jeden Meter kämpfen, bedrängen mich, ich bin seit vier Stunden in der Luft und meine Konzentration ist dahin – mir schwant, das geht nicht mehr lange gut geht. Im optimistischen Gleitwinkelbereich winkt mir der Landeplatz zu, das Vario zeigt auch dorthin und so gleite ich ein letztes Mal tief über Waldkirch. Leider lasse ich dabei den letzten Wendepunkt, der exklusiv nur für die Starren gedacht ist, links liegen. Den hatte ich vor sechs Stunden beim Eingeben der Route schon vergessen – Mist. Ich fliege die ausgemachte Linksvolte, um im Queranflug von einem Piloten überrascht zu werden, der sich anders entschieden hatte. Der anstrengende Flug fordert nun seinen Tribut und das letzte Ausweichmanöver endet mit einer Crashlandung. Der linke Steuerbügel und die linke Wölbklappe ist durchgebrochen. Die  Kohlefaserschmiede-Preisliste sieht dafür fast 1.500 € vor.

Mit Platz 5 scheint die German Open für mich schon nach dem ersten Task zu Ende zu sein. WENN da nicht gute Kameraden wären: Carlo Baisch leiht mir ein Steuerbügel-Oberteil, das er zufällig dabei hat und Manfred Kühn laminiert mir über Nacht die Klappe heil. Zusammen mit Moritz bauen wir meinen Atos am nächsten Morgen wieder zu einem flugfähigen Drachen zusammen. Es kann weiter gehen mit dem Abenteuer German Open.

Letzter Durchgang, Samstag 28.5.2022.

Bernd vor dem Start

Heut geht’s nochmal um alles. Einige sind sich Ihrer Plätze schon sicher aber da könnts noch Überraschungen geben.
Ich wollte alles auf eine Karte setzen und Vollgas geben. Leider gings a bissle schief. Aber dazu später.

Es ist Hammerwetter angesagt und ich war hochmotiviert, dazu durfte ich auch als erster starten. Erst mal entspanntes Aufbauen, denn das Task-Komitee lies sich reichlich Zeit. Um 11 Uhr sahs noch nicht so doll aus und hohe Cirren schienen die Hoffnungen doch etwas zu dämpfen. Endlich gibt’s ne Aufgabe, ganz nach meinem Geschmack, da ich vermutete meinen Heimvorteil hier etwas nutzen zu können.

Doch die Cirren wollten nicht nachgeben und die Thermik sah auch noch nicht so prickelnd aus. Also die Aufgabe noch mal ein kleines bissle eingedampft. Langsam steigt die Spannung und da gings auch schon los.

Wiesenstart, Wind prüfen, Drachen aufnehmen, langsam angehen und beschleunigen. Verdammt, die linke Fläche will nicht  tragen. Ein paar Schritte weiter einfädeln der linken Fläche am Boden und dann gings unterm Drachen den kleinen Hang runter. Während dem  hinunterrutschen ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Was war das ? OK das wars mit der Meisterschaft. Endlich Stillstand aber ich kam nicht unterm Drachen hervor. Gleich waren viele Helfer zur Stelle und hoben den Drachen zur Seite und ich konnte aufstehen. Ich hatte nichts, nicht mal nen blauen Flecken aber dafür nen  grossen Frust.

Florian, Andy, Tilo und weitere Helfer tragen den ATOS auf die Seite. Bestandsaufnahe, Pilot checked und OK, Gerät checked und ned so OK aber erfreulicherweise nach Reparatur der Sollbruchstelle, eines Quickpins und ein paar Rissen im Segel als flugfähig befunden. Wiederstart gecheckt und mit einer Stunde Verspätung dem Feld hinterhergejagt.

Leider musste ich noch etwas mit den Flexis die Thermik teilen, da diese inzwischen Ihr Startfenster hatten. Also flux auf die andere Talseite des Simonswäldertals, da wars etwas ruhiger. Aber auch die Themik war ruhiger und ich drohte in einem der Seitentäler abzusaufen. Kein guter Einstieg, doch endlich zog ein zickiger Leebart durch. Den muss ich kriegen. Nach über ner halben Stunde gings dann endlich weiter Richtung Furtwangen. Die üblichen Stellen sahen vielversprechend aus, doch leider waren sie es nicht. Tief unter mir putzte Manni die Kante. Also gleich ins Linachtal doch oh Schreck, da ging erst mal auch nichts. Es wurde wieder mal spannend, denn die Höhe schmolz nur so dahin.

OK –  LP Check. Doch dann begann zaghaftes rumpeln, ach ja unter mir zog ein Bauer mit dem Heuwender seine Bahnen. Scheint meine Rettung zu sein. Zäh, sehr zäh gings verdammt langsam nach oben. Je höher es ging, desto besser ging der Bart und endlich kam vernünftiges steigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ( 0,5h) endlich an der Basis bei 2000 m.
So jetzt kanns endlich losgehen. The Race startet now. Fix zur ersten Wende bei Unterkirnach und spielerisch zum Hochfirst. Bei der Wende Menzenschwand wollte ich zuerst den direkten Weg nehmen was aber als Fehler herausstellte. Also wieder zurück zum Hochfirst welcher aber nicht gscheit ging. Und dann kam ein riesiger Mückenschwarm auf mich zu. Die Flexis hatten mich eingeholt. Nach einer erfolglosen Bastelei am Hochfirst wechselte ich wieder in den Schatten meiner Spur des Hinwegs und siehe da, ratzfatz war ich an der Basis und konnte einer geilen Wolkenstrasse entlang gen nächster Wende brettern. Bei Waldau dachte ich wieder den direkten Weg nehmen zu können was sich als fataler Fehler erwies, also wieder etwas zurück und bei Furtwangen wieder an die Wolkenstrasse aufgedreht. 6 km vor der Wende war ich mir sicher mit 2400m die Straße verlassen zu können und die Wende Tafelbühl und Gschasi zu nehmen.

Was für ein Fehler, vor dem Tafelbühl hat es mich richtig runtergewaschen und anschließend begann ein stundenlanger K(r)ampf um die nächsten Wenden. Mehrmals hatte ich aufgegeben und Landeplätze im Tal gesucht. Aber irgendwie gings häppchenweise doch weiter.
Es wurde spät und die Thermik immer schwächer. Als ich am LP in Bleibach vorbeiflog, glaubte ich nicht mehr die letzte Wende zu schaffen. Wenigsten wurde die Thermik angenehm weich. An der Wende war ich weit unter Startplatzhöhe und mir war bewusst, dass ich diese Höhe benötige. Direkt nach der letzten Wende fand ich einen schönen ruhigen Bart, welcher mich wieder auf Startplatzhöhe brachte. Es dauerte zwar lange, Zeit spielte jetzt jedoch keine Rolle mehr. Das Ziel Bleibach war in Sicht.

Nach 6 Std, 8 Min. schwebte ich als 6. Unter tobendem Applaus ins Ziel 😊.

Es war ein toller Flug mit Höhen und Tiefen. Danke an die Helfer, welche mir diesen Flug noch ermöglichten.

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